(Neu: Aktienkurs aktualisiert und Klage von Akorn auf Vollzug der Übernahme.)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) – Die Erleichterung der Fresenius-Aktionäre über die Absage an einen teuren Zukauf ist am Montag der Sorge über einen langen Rechtsstreit gewichen. Hinzu kam eine Umsatzwarnung der Dialysetochter FMC. Die Papiere des Medizinkonzerns gaben ihre hohen Anfangsgewinne am Montag im Handelsverlauf ab und schlossen 0,12 Prozent schwächer bei 65,62 Euro. Zuvor waren sie in der Spitze um fast 4 Prozent gestiegen.
Der Dax-Konzern kündigte die Übernahmevereinbarung mit Akorn, weil der Generikahersteller mehrere Voraussetzungen für den Vollzug nicht erfüllt habe. So habe es laut einer von Fresenius eingeleiteten Untersuchung unter anderem schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA bezüglich der Datenintegrität bei Akorn gegeben, hieß es.
Der US-Generikahersteller sieht sich aber zu Unrecht an den Pranger gestellt: Am Nachmittag teilte Fresenius mit, dass Akorn auf Vollzug der vereinbarten Übernahme klagt. Laut dem Analysten Oliver Reinberg vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux könnte Fresenius hier noch ein längerer Rechtsstreit ins Haus stehen.
Fresenius dürfte allerdings einen guten Grund gefunden haben, den Deal abzusagen, erklärte Analyst Tom Jones von der Privatbank Berenberg. Auch er verwies auf einen andernfalls drohenden langen Rechtsstreit mit unsicherem Ausgang.
Für Analyst Hugo Solvet vom Investmenthaus Bryan Garnier dürft der Schritt für den Dax-Konzern aber in jedem Fall positiv sein. „Egal wie es weitergeht, Fresenius dürfte in jedem Fall im Vorteil sein“, sagte er. Sollte Fresenius mit seinen Vorwürfen gegen Akorn Recht haben, würde der Kaufpreis vermutlich deutlich sinken, oder aber Fresenius könnte den Deal wirklich abblasen. Selbst ohne Akorn errechnet der Experte einen Wert von circa 80 Euro je Fresenius-Aktie – ein Potenzial von fast einem Fünftel.
Zum Zeitpunkt der ersten Spekulationen über einen Akorn-Kauf vor rund einem Jahr hatten die Fresenius-Aktien um 75 Euro gekostet. Ende März 2018 im Tief lag der Preis dann nur noch bei rund 59 Euro – ein Minus von mehr als 21 Prozent.
Im Lauf der Monate hatten sich die Zweifel der Anleger an der Geschäftsentwicklung von Akorn und damit auch an dem rund 4,4 Milliarden Euro teuren Zukauf gemehrt. Im Februar stellte Fresenius dann selbst den Kauf nach anonymen Hinweisen auf den Prüfstand und leitete die externe Untersuchung möglicher Regelwidrigkeiten von Akorn bei der Produktentwicklung ein./mis/bek/zb
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