(Neu: Aktueller Kurs und Citigroup-Studie.)
WIESBADEN (dpa-AFX) – Kion muss wegen einer schwachen Nachfrage nach seinen Angeboten für Komplettlösungen rund um Logistikfragen die Prognose senken. Die Schwäche in diesem Bereich, den der Konzern erst vor kurzem mit der Milliarden-Übernahme des US-Konzerns Dematic gestärkt hat, konnte durch das Stammgeschäft mit Fahrzeugen für die Lagertechnik nicht ausgeglichen werden. Die Anleger wurden mit der Umsatz- und Gewinnwarnung auf dem falschen Fuß erwischt. Die im MDax notierte Aktie schmierte in den ersten Handelsminuten ab.
Beim Umsatz rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr jetzt mit einem Wert zwischen 7,4 und 7,7 Milliarden Euro statt wie bisher 7,5 bis 7,95 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde zwischen 715 und 765 Millionen Euro erwartet, teilte Kion am Donnerstag in Wiesbaden mit. Bisher hatte hier die Spanne bei 740 bis 800 Millionen Euro gelegen. Auch die Prognose für den Auftragseingang wurde gesenkt.
Bei dem für die Entwicklung des Geschäfts im kommenden Jahr wichtigen Größe des Auftragseingangs gehen die Wiesbadener jetzt nur noch von 7,55 bis 7,9 Milliarden Euro aus nach bislang 7,8 bis 8,25 Milliarden Euro. Kion-Chef Gordon Riske begründete die reduzierten Erwartungen mit der Investitionszurückhaltung der Kunden und Verzögerungen bei der Projektvergabe.
In den ersten neun Monaten konnte Kion vor allem dank des Dematic-Kaufs kräftig zulegen. Der Erlös stieg vorläufigen Angaben zufolge um 47 Prozent auf auf 5,67 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe sich auf knapp 562 Millionen Euro belaufen – das waren 53 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die detaillierten Zahlen will der Konzern wie geplant am 26. Oktober vorlegen.
Mit einem Kaufpreis von rund zwei Milliarden Dollar handelt es sich bei Dematic um den größten Zukauf in der Firmengeschichte, mit dem das Wiesbadener Unternehmen sein Geschäft mit Komplettlösungen rund um Logistikfragen voranbringen will. Das US-Unternehmen ist ein Spezialist für Automatisierung und Lieferketten-Optimierung. Durch die Integration zog die Zahl der Mitarbeiter um rund 7000 auf knapp 31 000 an.
Kion ist aus dem Linde-Konzern hervorgegangen. 2006 hatten die Finanzinvestoren Goldman Sachs und KKR die Sparte des Münchener Dax-Konzerns übernommen. Vor knapp vier Jahren hatten die beiden dann einen Teil Kions an der Börse platziert. Inzwischen haben sich die beiden US-Investoren ganz zurückgezogen und der chinesische Konzern Weichai Power ist mit einem Anteil von 43 Prozent der größte Anteilseigner.
Die Kion-Aktie ist am Kapitalmarkt bisher eine Erfolgsgeschichte, obwohl der Börsengang im Sommer 2013 nur mit Schwierigkeiten über die Bühne gebracht wurde. Seitdem ging es aber fast nur bergauf. Ausgehend vom Emissionspreis von 24 Euro ging es um bis zu 241 Prozent auf das Rekordhoch von 81,95 Euro Anfang Oktober nach oben. Doch mit dem damals erreichten Börsenwert von knapp 10 Milliarden Euro ist die Luft dünner geworden. Die Umsatz- und Gewinnwarnung tat ihr Übriges.
Der Kurs brach in den ersten Handelsminuten am Donnerstag um bis zu gut elf Prozent ein. Zuletzt konnte sich die Aktie aber wieder etwas erholen, lag mit einem Abschlag von mehr als 7 Prozent auf 71,20 Euro immer noch auf dem tiefsten Stand seit mehreren Monaten. Citigroup-Analyst Martin Wilkie bestätigte trotz der gesenkten Prognose seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 93 Euro. Er blieb wegen der weiter steigenden Nachfrage nach automatisierten Prozessen in der Logistik grundsätzlich positiv gestimmt, forderte aber Belege für den Nutzen der Dematic-Übernahme.
Read more on Source