WASHINGTON (dpa-AFX) – Der US-Bundesstaat Texas rüstet sich für einen gewaltigen Hurrikan, der in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) auf Land treffen soll. Das nationale Hurrikan-Center der USA stufte den Sturm mit dem Namen „Harvey“ in die niedrigste Kategorie eins ein. Der Hurrikan habe aber das Potenzial für Stufe drei.

„Harvey“ könnte nicht nur der erste große Hurrikan seit fast zwölf Jahren sein, seitdem „Wilma“ im Oktober 2005 die USA traf. Der Sturm könnte auch die erste große Naturkatastrophe in der Amtszeit Präsident Donald Trumps werden. Fünf Hurrikanstufen gibt es insgesamt, „Harvey“ gilt als „starke Drei“: Windgeschwindigkeiten von 180 bis deutlich über 200 Kilometer pro Stunde sind möglich.

„Ich will nicht dramatisch klingen, aber ich fürchte eine epische Flutkatastrophe“, twitterte der Ex-Präsident der meteorologischen Gesellschaft der USA, Marshall Sheperd. Experten befürchten, dass mancherorts bis zu 75 Zentimeter Regen fallen können, vielleicht sogar bis zu 1,20 Meter. Im Schnitt sollen es „nur“ 30 bis 55 Zentimeter sein.

„Irgendjemand wird so starken Regen abbekommen, dass er noch seinen Enkeln wird davon erzählen können“, sagte Bill Read, der früher das Hurrikanzentrum leitete, der „Washington Post“.

„Harvey“ sollte Texas nach letzten Berechnungen nahe der Stadt Corpus Christi (gut 300 000 Einwohner) erreichen und danach in kegelförmiger Ausbreitung landeinwärts ziehen. Für exakte Vorhersagen war es in der Nacht zum Freitag noch zu früh. Von sehr starken Winden abgesehen, soll die Hauptlast des Regens am Wochenende fallen.

Die Einwohner der Hafenstadt Corpus Christi wurden aufgerufen, die Stadt freiwillig zu verlassen. Laut der Zeitung „Caller Times“ stand Bürgermeister Joe McComb vor der Entscheidung, eine Evakuierung sogar anzuordnen – anders als Geschäfte müssen sich Einwohner dem aber nicht beugen.

Das öffentliche Leben der Stadt wurde bereits weitgehend heruntergefahren. Erste Flüge wurden gestrichen.

Wenn es schlecht läuft und der Sturm weiter nur langsam weiterzieht, könnte es bis in die nächste Woche hinein zwischen vier und sechs Tagen Sturzregen geben.

Das südliche Texas rüstete sich. Sandsäcke werden befüllt, Geschäfte mit Holzplatten vernagelt, Wasservorräte angelegt. Generatoren werden bereitgestellt, um zu erwartende großflächige Stromausfälle aufzufangen.

Die Vorhersagemodelle zeigen auch auf die Stadt San Antonio im Landesinneren. Die Millionenmetropole Houston, viertgrößte Stadt der USA, liegt am rechten Rand der Modelle. Insgesamt leben 16 Millionen Menschen im möglichen Einfallsgebiet „Harveys“.

„Harveys Fußabdruck wird gewaltig sein, weil er so lange dauert“, schrieb die „Washington Post“.

„Harvey“ begann, sich als Tiefdruckgebiet und dann als tropischer Sturm über dem derzeit extrem warmen Wasser des Golfs von Mexiko zusammenzubrauen. Kurz danach rief der texanische Gouverneur Greg Abbott für seinen Staat bereits den Notstand aus, das hat vor allem Gründe einer einfacheren finanziellen Unterstützung auch mit Bundesmitteln.

Eine große Rolle wird spielen, ob der Sturm zur Zeit von Flut oder Ebbe an der Küste eintreffen wird. Flut wäre schlecht, weil das Wasser dann bereits hoch stünde.

Das Hurrikanzentrum warnte vor Überflutungen auch im Bundesstaat Louisiana und im nördlichen Mexiko Anfang der kommenden Woche.

Texas erlebte seinen letzten Hurrikan 2008, er trug den Namen „Ike“. Damals starben dort sowie in Louisiana und Arkansas 21 Menschen.

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