Aleviten und Kurden sind in Köln gegen Recep Tayyip Erdogan auf die Straße gegangen. Insgesamt kamen nach Polizeiangaben mindestens 20.000 Menschen zu der Demonstration. Sie warfen Erdogan vor, in der Türkei eine Diktatur zu errichten. Die Bundesregierung und die Europäische Union wurden aufgefordert, endlich zu handeln.

Mehrere Hundert junge Kurden lieferten sich Scharmützel mit der Polizei. Ein Mann, der zu einer Gruppe von etwa 120 Kurden gehörte, hatte einen Feuerwerkskörper gezündet. Als er daraufhin von Polizisten angesprochen wurde, sei er zusammen mit anderen auf die Beamten losgegangen, berichtet ein Polizeisprecher. Eine Polizistin wurde dabei an der Hand verletzt, es wurden Flaschen und Steine geworfen.

Eine zweite Gruppe von Kurden versuchte daraufhin offenbar, der ersten zu Hilfe zu kommen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein, um sie zurückzuhalten. Auch eine Reiterstaffel und ein Wasserwerfer wurden in Stellung gebracht, aber nicht eingesetzt. Anschließend nahm die Polizei die Personalien der Beteiligten auf. Der Mann, der den Feuerwerkskörper geworfen hatte, wurde in Gewahrsam genommen.

Warnungen vor Parallelgesellschaft in Deutschland

Ansonsten verlief die Großdemonstration friedlich. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, forderte mehr internationale Solidarität. „Viele Kolleginnen und Kollegen, die ich in den Redaktionen verschiedener Zeitungen, Radiosender, Fernsehsender in den vergangenen Monaten in der Türkei besucht habe, sind heute entweder arbeitslos oder im Gefängnis“, sagte er.

Die Alevitische Gemeinde Deutschlands kritisierte, dass der Einfluss von Erdogans Partei AKP unter den türkischen Migranten in Deutschland von Tag zu Tag wachse. „Durch regierungsnahe türkische Institutionen wie der UETD wird hier eine Parallelgesellschaft geschaffen, die es zu überwinden gilt.“

Der Generalsekretär der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), Bülent Bilgi, wies diesen Vorwurf als „Unverschämtheit“ zurück. Die UETD arbeite im Gegenteil dafür, dass keine Parallelgesellschaften entstünden. Es habe in den vergangenen Monaten in Deutschland Angriffe auf neun UETD-Filialen gegeben, sagte Bilgi. „Wir sind die Opfer.“

Betätigungsverbot für 370 türkische Organisationen

In der Türkei wurde derweil ein Betätigungsverbot für 370 nichtstaatliche Organisationen verhängt, darunter für Kinder- und Menschenrechtsgruppen. Die Regierung unterstellt ihnen Verbindungen zu terroristischen Vereinigungen. Vizeministerpräsident Numan Kurtulmus erklärte, die Organisationen seien nicht verboten, sondern mit einem Betätigungsverbot belegt worden.

Von den 370 betroffenen Vereinigungen sollen 153 Verbindungen zur Gülen-Bewegung haben. Den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen und dessen Anhänger macht die türkische Regierung für den Putschversuch im Juli verantwortlich. 190 Gruppen sollen Verbindungen zur verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK haben, 19 zur linksextremen DHKP-C und acht zur Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS), wie das Innenministerium mitteilte.

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