Nach einer tödlichen Messer-Attacke am wichtigsten Bahnhof von Marseille hat die Terrormiliz Islamischer Staat die Tat am späten Sonntagabend für sich beansprucht. Derweil untersuchen Ermittler weiter, ob es sich tatsächlich um einen Terroranschlag handelte.

Der Angreifer tötete am Sonntag zwei Frauen, bevor er von Soldaten erschossen wurde. «Diese Tat könnte terroristischer Natur sein, aber derzeit können wir das nicht bestätigen», sagte Innenminister Gérard Collomb. Der Täter sei «Soldat» des IS, zitierte die auf die Auswertung dschihadistischer Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group am Sonntag das IS-Sprachrohr Amak.

Collomb bestätigte, dass es Zeugenaussagen gibt, wonach der Mann bei seiner Attacke auf dem Bahnhofsvorplatz «Gott ist groß» auf Arabisch gerufen habe. Die für Terrorfälle im ganzen Land zuständige Pariser Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich. «Für mich ist das ein Anschlag», sagte der Bürgermeister von Marseille, Jean-Claude Gaudin.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich auf Twitter «tief empört über diesen barbarischen Akt» und lobte die Reaktion der Sicherheitskräfte. «Wir lassen in der Wachsamkeit nicht nach», schrieb Premierminister Edouard Philippe. Das Land war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.

Aus Polizeikreisen hieß es, dass Soldaten der Anti-Terror-Operation Sentinelle am Bahnhof Saint-Charles gegen 13.45 Uhr das Feuer auf den Mann eröffneten. Im Rahmen dieses Einsatzes patrouillieren seit dem Anschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» Militärs in französischen Städten – auch an zahlreichen Bahnhöfen.

Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben und versuchten Mordes an Amtspersonen ein. Nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP war der Mann wohl polizeibekannt, aber nicht im Zusammenhang mit Terrorismus. Seine Identität werde aber noch überprüft.

Seit Anfang 2015 wurden bei islamistischen Anschlägen in Frankreich 239 Menschen ermordet – die Attacke vom Sonntag nicht mitgerechnet. Mehrfach kam es auch schon zu Angriffen mit Hieb- oder Stichwaffen. Im Land gilt seit der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 der Ausnahmezustand. Das Parlament berät derzeit über eine weitere Verschärfung der Sicherheitsgesetze, die es ermöglichen soll, den Ausnahmezustand Anfang November auslaufen zu lassen.

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